Große Studienfahrt 2019 nach Tallinn

Große Studienfahrt 2019 nach Tallinn

Vom 13. bis 17. Mai 2019 dauerte die Große Studienfahrt nach Tallinn, der Hauptstadt Estlands. 20 aktive und ehemalige Hiwis nahmen an der Reise teil. Das Gruppenfoto (oben) zeigt uns vor der Deutschen Botschaft.

Fotos

Fachprogramm

Am Montag (13. Mai 2019) stand als erstes ein Besuch in der Deutschen Botschaft auf dem Programm. Dort bekamen wir eine Einführung in das kleine Land mit 1,3 Millionen Einwohnern und erfuhren etwa, dass Estland uns in Sachen Digitalisierung weit voraus ist. Beim elektronischen Geschäfts- und Behördenverkehr gehört das Land zu den weltweit führenden („E-Estonia“). Jeder Este ist es gewohnt, mit seinem Personalausweis elektronisch zu unterschreiben, zum Beispiel seinen Mietvertrag, und praktisch alle Firmen und Behörden sind intelligent miteinander vernetzt. Am Nachmittag besuchten wir ein Berufungsgericht in Tallinn und konnten uns sehr offen mit zwei Vorsitzenden unterhalten, die – wie viele estnische Juristen – fließend Deutsch sprachen. Auch im digitalen Schlaraffenland macht die Einführung der E-Akte aber Probleme… Der Abend war einem Besuch im früheren Industrieviertel Telliskivi gewidmet, das jetzt Künstlern, Läden, Restaurants und Bars Raum bietet.

Der Dienstag begann mit einem Besuch bei der Generalstaatsanwaltschaft. Daran schloss sich eine Vorführung im äußerst modernen E-Estonia-Showroom an. Bei beiden Gelegenheiten wurde uns sehr anschaulich demonstriert, wie weit die digitale Integration in Justiz und Alltag reicht. Am Nachmittag führte unser Weg zu einem großen Neubau mit dem schönen Namen „Suuperministerium“; die estnische Sprache ist reich an Doppelvokalen (und deutschen Lehnwörtern: „Kontserdisaal“). Dort besuchten wir das Justizministerium und lernten etwas über Gesetzgebung in Estland, wo viel nach dem Motto abläuft „erst machen, dann regulieren“. Nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion musste mit sehr begrenzten Mitteln eine neue Regierungs- und Verwaltungsstruktur aufgebaut werden, was den Esten mit viel Innovations- und Experimentierfreude gelungen ist. Nach dem Ministerium ging unsere Reise mit einer langen Stadtführung weiter, bei der wir auch die – früher getrennte – Oberstadt besuchten, die dem Adel als Residenz diente, im Gegensatz zur hanseatischen Unterstadt, in der Lübecker Stadtrecht galt. Bis 1918 hieß die Stadt Reval.

Am Mittwoch fuhren wir mit dem Bus in die Universitätsstadt Tartu, wo der Staatsgerichtshof seinen Sitz hat, das oberste Gericht Estlands. Wir führten auf Deutsch eine sehr nette Unterhaltung mit dem neuen Präsidenten des Gerichts und lernten, dass dieses in letzter Instanz für Zivil-, Straf- und Verwaltungssachen zuständig und gleichzeitig Verfassungsgericht ist, wobei die Spruchkörper jeweils verschieden zusammengesetzt sind. Bei einer Stadtführung wie auch individuell konnten wir die schöne Stadt Tartu und ihre Universität kennen lernen, und bei einem Eis oder Kaffee entspannen.

Wieder in Tallinn besuchten wir am Donnerstag das NATO Cooperative Cyber Defence Center of Excellence. Nachdem ein verheerender Hackerangriff Estland im Jahr 2007 tagelang lahm gelegt hatte, errichtete die NATO auf Initiative Estlands dieses Forschungs-, Trainings- und Schulungszentrum für Cyberabwehr in einer renovierten Zarenkaserne. Das Zentrum beschäftigt sich auch mit den ethischen und rechtlichen Grundlagen von Auseinandersetzungen im Informationsraum, worüber wir dort einiges erfahren konnten.

Am Nachmittag erhielten wir eine Führung im Parlament, einschließlich einer exklusiven Besichtigung des Flaggenturms mit tollem Blick auf die Stadt. Nicht weit entfernt fand der letzte Programmpunkt statt, ein festlicher Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters. Es versteht sich von selbst, dass der Tischkicker des Botschafters nicht lange vor uns sicher war.

Mit der individuellen Abreise am Freitag (17. Mai 2019) endete die Studienfahrt.